Wandern Yoga Entspannung frei sein

MIT SICH SEIN

Und so begann mein Abenteuer am 8. September in Santander. Mit einem Print-Reiseführer, meinen 44l Rucksack, ca. 4 kg zu Essen (anfangs dachte ich noch: besser zu viel als zu wenig!) und meinem Bestreben: Nach einer Auszeit. Radikaler Akzeptanz. Selbstbestimmtheit. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, für eine Weile mit mir zu sein. Das heißt für mehrere Wochen. Mehr als 500 Kilometer. In einem fremden Land mit einer fremden Sprache und einer mir unbekannten Route.

Was mich wohl erwarten wird?
Ich war demütig und neugierig. So viel im Vorfeld gelesen und gehört, wollte ich nun endlich wissen, was es mit dem Pilgerweg auf sich hat. Morgens aufbrechen. Bei jeder Wetterlage. Das Unentdeckte entdecken. Laufen, soweit mich meine Füße tragen. Nicht zu wissen, welche geografische Herausforderung und natürliche Schönheit mich erwartet. Blasen. Ängste. Wunder. Überraschungen. Herzensbegegnungen erfahren. Sich auf den Weg einlassen. Bedingungslos. Mit all seinen Unwägbarkeiten. Den Füßen zu folgen und die Gedanken gehen zu lassen. Welche Herausforderung! Es wechselten sich wunderschöne Strandabschnitte mit bergischen Wälder-, Wiesen- und Straßenabschnitten ab. Vor allem der viele Asphalt hat mich anfangs mürbe gemacht, so dass ein Auflösen der Gedanken zunächst unmöglich erschien. Immer wieder lockten mich dieselben Gedankenschleifen aus meinem Versteck, doch je länger ich unterwegs war, desto freier wurde ich und begann mich langsam mit der Vergangenheit auszusöhnen. Ich schob mich steile Hänge hinauf mit meinem viel zu schweren Rucksack und meiner Windjacke, die sich bald als weiteres Accessoire in meinem Rucksack einreihte, weil der Anstieg mich ins Schwitzen brachte. Im Wald knisterte ein Gemisch aus Steinen, Sand und feinen Baumästen unter meinen Füßen. Es war ein Geschenk. Die Natur in ihrer Vielfalt zu entdecken, Berge zu erklimmen, liebliche Täler zurück zulassen, Brücken zu bauen, Bäche zu überqueren, mich durch dunkle Tunnel zu wagen, den Vögeln beim Singen zu lauschen und die sanfte Melodie des Windes zu genießen, während die Sonne mich von allen Seiten aufwärmt. Der Zauber dieser Landschaften bildete sich ebenso in meiner Seele ab. Es fühlte sich nach Freiheit an. Einfach sein. Bereit, um Schritt für Schritt tiefer in die eigene Seele zu gehen.

Yoga Wald Frei

 

Plötzlich ergreift mich eine unsagbare Dankbarkeit für mein Leben.
Meine Lieblingsdinge. Meinen Atem. Mein Dasein. Dieses Abenteuer. In der Herberge angekommen, entzog sich die Sonne Stück für Stück dem Tag. Ganz weich und sanft. Neben dem durfte ich viele interessante Menschen kennenlernen. Die meisten davon habe ich auf meinem Weg in regelmäßigen Abständen wiedergesehen. Die Freude darüber war groß. Am Abend gemeinsam Yoga zu praktizieren, zu kochen und sich mit Händen und Füßen auszutauschen, rundete meinen Tag stimmungsvoll ab.

Nebellandschaft Yoga

 

Die Erkenntnis den Fokus auf das zu richten, was jetzt ist und mit Dankbarkeit zu betrachten, was mich bereits umgibt, lies einen tiefen Frieden in mir entstehen und ich war bereit anzunehmen, was ist. Meine vergangene und gegenwärtige Geschichte zu akzeptieren und mich auf alles einzulassen, was mich an jedem neuen Tag erwarten sollte. Und damit hatte ich meinen persönlichen Glücksmoment erreicht. Denn mit der Einladung, dass alle Gefühle kommen und sein dürfen, sind auch jene gegangen, die für Schwere in meinem Herzen gesorgt haben.

Es gibt keinen Weg ins Glück. Glück ist der Weg.